Aus Liebe zum Automobil

Jessica hatte nach dem Abitur einmal Psychologie studieren wollen. Doch daraus wurde nichts. Der Numerus Clausus, die Studiendauer, all die Theorie, die dafür infrage kommenden Universitäten – es wollte einfach nicht passen. „Ich habe dann überlegt, wie ich mir stattdessen mein Leben vorstellen kann. Es musste was Kreatives sein – und was mit Autos“, sagt sie. Warum ausgerechnet mit Autos? „Ich sehe in Automobilen eine gewisse Ästhetik. Habe das in die Wiege gelegt bekommen.“ Ihr Vater sei früher KFZ-Meister gewesen und habe ihr von klein auf seine Faszination für alles, was mit Autos zusammenhängt, weitergegeben.

Auf der Suche nach ihrem Traumjob in der Automotive Welt stieß Jessica auf die Ausbildung zur Technischen Modellbauerin. „Das isses“, dachte sie sich gleich. Vom Design zum Modell, Form und Funktion zusammenbringen, selbst dabei Hand anlegen und etwas Neues schaffen – kreativ, technisch, zukunftsweisend.

Technik in Form und Gestalt bringen

Im technischen Modellbau lernte Jessica, wie man aus einem digitalen Designentwurf oder einer technischen Zeichnung zum Beispiel Showcars, Versuchsaufbauten oder Designstudien mit den verschiedensten Materialien erstellt. „Du siehst mit jedem Arbeitsschritt, wie das Modell Gestalt annimmt. Ein absolut erhebendes Gefühl“, schwärmt die 27-Jährige. „Ich habe mich sofort bis über beide Ohren in den Beruf verliebt.“

Schnell hatte sie in ihrer Ausbildung dabei auch realisiert, dass sie ja eigentlich nicht nur einen Beruf kennenlernt. „Wir kriegen von nahezu fünf verschiedenen Berufen etwas mit: vom Modellbau über Lackieren, Metall- und Holzhandwerk bis hin zur KFZ-Mechanik“, zählt Jessica auf. „Das kann nie langweilig werden.“

Auf Highend gepolt

Besonders gefällt ihr, dass Modellbau handwerklich und gestalterisch sehr anspruchsvoll ist. „Wir sind in unserer Werkstatt immer auf Highend gepolt. Für unsere Arbeit ist Messequalität der Maßstab. Da einen Hang zum Perfektionismus mitzubringen, ist nicht verkehrt.“

Neben dem hohen Maß an Präzision kommt Jessica auch ihre künstlerische Veranlagung gelegen. „Ich habe schon in der Schule gerne gemalt und mich kreativ ausgelebt, mir aber gar nicht groß etwas dabei gedacht. Meine Kunstlehrerin hat irgendwann Bilder von mir bei Wettbewerben der Sparkasse eingereicht, die dann prompt auch etwas gewannen.“ Von ihrer Mutter habe sie auch schon in jüngeren Jahren die Leidenschaft für Bildgestaltung mit der Kamera übernommen. Mit ihrer ersten Spiegelreflexkamera habe sie anfangs alles, was ihr vor die Linse kam, später explizit Autos fotografiert, sagt sie und lächelt zufrieden.

Ein Faible für Autofotografie

Das hatte sich dann ziemlich schnell auch in ihrem Freundes- und Bekanntschaftskreis herumgesprochen. „Viele wollten Fotos von ihren Autos – das ist eine richtige Liebhaberei geworden.“ Auch bei Tuning- und Oldtimer-Treffen war Jessicas Fotokunst bald sehr gefragt. „Irgendwann ist mir das aber alles zu viel geworden“, stöhnt sie. Weil das Hobby wegen der vielen Nachfragen und der damit verbundenen Arbeit zur Belastung auszuarten drohte, verabschiedete sich Jessica von der Autofotografie und verlegte sich lieber auf „normales“ Fotografieren. Gerne auch mit dem Handy, mit dem sie unterwegs ganz unkompliziert mit der Makro-Einstellung ihre Liebe zum Detail ausleben kann. „Ich weiß gar nicht, wie viele Bilder ich mittlerweile auf dem Handy habe. Einige Tausend sind da schon zusammengekommen. Ich sollte mal wieder ausmisten oder auf der Festplatte abspeichern.“

Auch in ihrem Job muss sie sich weiter fokussieren. „Weil ich in meinem Modellbau-Team die Jüngste bin und mit der Digitalisierung groß geworden bin, wurde ich von der Teamleitung gebeten, ins MIB-Änderungsmanagement einzusteigen. Das ist eine ganz neue Welt für mich, aber ich mag Herausforderungen. Daran kann man wachsen!

Bereit für den nächsten Schritt

Zum Beispiel bei der Integration von mobilen Endgeräten und der konsequenten Weiterentwicklung der Touch-Bedienung. Hier begleitet Jessica in ihrem Bereich den entsprechenden Entwicklungsprozess des MIB (modularer Infotainmentbaukasten). Vom ersten Software-Projekt über die Verbindung mit der Hardware über die anfallenden Änderungen, Teilnahme an Abstimmungsgremien und Genehmigungen bis hin zur Umsetzung.

Die Modellbauer-Werkstatt verliert Jessica aber auch über ihre neuen Aufgaben nicht aus dem Blick. „Ich schaue dort immer wieder vorbei, wir schnacken dann ein bisschen, fachsimpeln und tauschen uns aus. Wir sind wie eine große Familie“, stellt sie fest.

Da wundert es eigentlich auch gar nicht, dass sie in dieser freundschaftlichen Umgebung auch ihren Freund und jetzigen Verlobten kennenlernte. „Er hatte damals zwei Hallen weiter in der Gesamtfahrzeugentwicklung gearbeitet. Der Sound, der von dort zu uns herüberwehte, hatte mich neugierig gemacht. So haben wir uns kennengelernt, mal auf ein Feierabendbierchen getroffen und herausgefunden, dass uns mehr noch als nur die Liebe und Faszination zu edlen Autos verbindet.“

Der Traum vom schönsten Auto der Welt

In ihrer Freizeit schraubt Jessica heute auch gerne mal mit ihrem Lebensgefährten an Autos herum. Ihr Traum ist es aber, irgendwann einmal einen Volkswagen SP2, wie er Ende der 70er-Jahre in Brasilien gebaut wurde, von Grund auf aufzumöbeln. „Das Sportcoupé zählt für mich zu den schönsten Autos, die jemals gebaut wurden. Solch einen schmucken Klassiker mit der Technik und dem Komfort von heute auszustatten, fände ich extrem reizvoll.“ Dass sie das tatsächlich auch hinkriegen könnte, daran lässt Jessica keinen Zweifel. „Ich bin mit den Sprüchen meines Vaters groß geworden: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Oder: Von nichts kommt nichts. Das habe ich verinnerlicht.“ Ihre Schlussfolgerung daraus klingt so simpel wie überzeugend: „Anpacken und gemeinsam loslegen – die Zukunft liegt in unseren eigenen Händen.“ Das hätte auch eine studierte Psychologin nicht überzeugender sagen können.


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