Die Zweirad-Leidenschaft zum Beruf gemacht

Sagen wir es mal so: Finnland ist nicht gerade das Dorado der Motorradfahrer. Die Gegend rund um Helsinki, wo Niko aufgewachsen ist, ist flach. Für den Anfang mit dem Moped und später mit der 125er war das zwar schon in Ordnung. Aber irgendwann wollte Niko mehr. Als Student suchte er München als Ort für sein Erasmus-Semester nicht ohne Grund aus. Die Alpen gleich in der Nähe mit ihren verschlungenen Straßen und traumhaften Pässen versprachen beste Bedingungen für den Zweiradliebhaber. Schließlich verlängerte er und blieb auch noch für seine Masterarbeit. Und sein Studienkredit? Ging für ein Motorrad drauf.

Vom Hobby zum Traumjob

Mittlerweile lebt Niko schon seit zehn Jahren in München. Und er ist hier zu Hause. In seine Heimat Finnland verschlägt es ihn nur noch für Besuche bei der Familie. „Ich konnte hier meine Leidenschaft zum Beruf machen“, sagt der 33-Jährige, der als Teamleiter Motorrad Entwicklung und Konstruktion bei der EDAG Group seinen Traumjob gefunden hat.

Bei München denkt man als Maschinenbauer zunächst an die großen Konzerne wie Siemens oder BMW. Dienstleister wie die EDAG Group hatte Niko zunächst gar nicht auf dem Radar. Bei einer Recruiting-Messe an der Universität wurde er erstmals auf die EDAG-Group aufmerksam. Die Business Unit Motorrad war damals, 2011, gerade erst gegründet worden und noch ganz klein. Niko ist fast von Anfang an dabei.

Faszination Zweirad

„Das Tolle an unserer Motorrad-Abteilung ist, dass wir innerhalb der EDAG Group eine kleine Welt für sich sind“, sagt Niko. Er schätze die Arbeitsatmosphäre, die niedrigen Hierarchien, die kurze Wege und die pragmatischen Lösungen. Jeder, der hier arbeitet, liebt Zweiräder – ob mit Motor, elektrisch oder mit Muskelkraft betrieben.

Am Feierabend machen Niko uns seine Kollegen gerne mal gemeinsame Mountainbike-Touren oder Motorrad-Ausflüge. Im Winter geht es mit dem Supermoto in die Halle oder auch mal zur Skitour in die Berge. Und wenn in der Kaffeeküche jemand eine Motorradzeitschrift liest, ist das stets berufliches Interesse und Hobby gleichzeitig. „Weil ich vom Fahrgefühl begeistert war, bin ich leidenschaftlicher Motorradfahrer geworden. Mittlerweile fasziniert mich die Technik mindestens genauso sehr“, sagt Niko. Dass man bei der EDAG Group auch regelmäßig selber am Motorrad schraubt, versteht sich von selbst.

Fahrrad: Kurzfristiger Hype oder Zukunftsthema?

Niko kümmert sich mit seinem Team um die Entwicklung von Motorrädern von der Skizze bis zum fertigen Produkt. Er entwickelt die Modelle von BMW und anderen großen Motorradherstellern weiter. Zu seinen Kunden zählen aber auch kleine Start-Ups. Durch den Fahrradhype, der in den vergangenen Jahren und nicht zuletzt auch durch die Coronapandemie angetrieben wurde, ist aber auch in diesem Bereich die Nachfrage rasant gestiegen. „Wir nutzen unser Know How über das Motorrad auch für die Entwicklung von Fahrrädern“, sagt Niko.

Denn in Sachen Mobilität verändert sich einiges. Das Fahrrad ist nicht mehr das reine Sportgerät für die Freizeit. Pendler sehen es durchaus als Ersatz fürs Auto in der Stadt, erklärt Niko. Und durch die elektrisch motorisierte Variante kann der Nutzer nicht nur längere Strecken zurücklegen, auch ältere Menschen können so länger mobil bleiben, wenn sie selbst nicht mehr so viel Kraft haben. Bis der Trend zum Elektromotor sich auch beim Motorrad durchgesetzt hat, dauert es allerdings noch ein bisschen, glaubt Niko. Für viele Motorradfahrer ist das Geräusch des Verbrennungsmotors nach wie vor zu wichtig. Eine Frage der Zeit – oder der Gesetze.

Ungewöhnlich, aber effizient

Doch zurück zum Fahrrad. Wer aktuell ein neues bestellen möchte, merkt schnell: das kann dauern. Allein im ersten Halbjahr 2021 wurden deutschlandweit 1,2 Millionen E-Bikes verkauft, wie der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) bekannt gab. Wegen Engpässen bei Rohstoffen betragen die Lieferzeiten von Einzelkomponenten, wie zum Beispiel Rahmen, bis zu zwei Jahre. Mit diesem Problem müssen auch Entwickler wie Niko umgehen. Er nutzt deshalb mit seinem Team ein ungewöhnliches Verfahren, um Prototypenrahmen schnell zu fertigen. „Dabei fräsen wir die Entwicklungsrahmen aus einem Aluminiumblock und können damit vor Ort sehr schnell Rahmen für Kleinserien entwickeln.“ Die Zeitspanne vom Projektstart bis zum ersten Rahmen dauert so nur acht Wochen.

Seit kurzem hat das Zweiradfahren für Niko etwas an Bedeutung verloren. Er verbringt seine freie Zeit jetzt lieber mit seiner Tochter. Sie ist gerade ein Jahr alt geworden. Bis sie auf ihr erstes Zweirad steigt, dauert es noch ein bisschen. Aber Niko würde sich freuen, wenn aus ihr auch einmal eine richtige Bikerin wird. Und bis er wieder mehr Zeit für sein Hobby hat, freut er sich, wenn er auf Münchens Straßen das ein oder andere Bike entdeckt, an dem er mitentwickelt hat. „Das ist schon etwas Besonderes und macht einen sehr stolz.“


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